Wir waren in der Früh aufgebrochen und den ganzen Tag ohne Unterbrechung geritten. Über uns gleißte die Sonne. Kein Windhauch regte sich, und die Hüte, die wir tief in die Stirn gezogen hatten, spendeten nur notdürftig Schatten. Ich griff nach der am Sattelknauf befestigten Flasche, stöpselte sie auf und nahm einen tiefen Schluck, um den Staub aus meiner Kehle zu schwemmen.
Dadurch fiel ich ein bißchen zurück und mußte anschließend einen kurzen Zwischengalopp einlegen, um wieder zu den anderen aufzuschließen. Nachdem ich sie erreicht hatte, wies Sam, der die Gegend wie seine Westentasche kannte, auf den schmalen Pfad, der zwischen den Bergen hindurch ins Tal führte. Wir nickten. Schweigend schwenkten wir auf den Einschnitt in der Felswand zu. Wenn die Sonne die Welt in einen Glutofen verwandelt hat, macht man nicht viele Worte. Sogar Joe war mittlerweile verstummt. Joe, der Sprücheklopfer, der uns am Morgen noch mit Witzen und Erzählungen bei Laune gehalten hatte. Wer hätte gedacht, daß die Hitze sogar einmal Joe die Sprache verschlüge?
Der Pfad war so schmal, daß wir in Schrittempo hintereinanderreiten mußten, und die dürren Zweige der Büsche, die aus Spalten in der Felswand hervorwuchsen, streiften dabei unsere Gesichter. Unser Etappenziel war jetzt nah. In Luftlinie betrug die Entfernung nicht mehr als eine Meile. Aber der Weg schlängelte sich in allerlei Windungen dahin, oft ging es steil bergan, und an manchen Stellen mußten wir sogar absteigen. In einem solch schlechten Zustand war der Pfad. Dann bogen wir um die letzte Kurve. Und endlich sahen wir es vor uns: das Tal. Und mitten im Tal: die Herde. Unwillkürlich hielten wir einen Augenblick inne, denn der Anblick war atemberaubend.
Unter uns glitten die Hirne graziös über die in allen Regenbogenfarben schillernde Platine dahin und ästen Datengras. Ein Bild von wundersamer Schönheit. Es waren hingeduckte frühe Cro-Magnon-Hirne darunter und herrliche Einsteiner, aus denen immerfort hauchzarte, gazeartige Denkblasen blubberten, mit dem berühmten E = mc2 darinnen. Eine große Gruppe bildeten natürlich die Propagandahirne. Aber es gab auch Melancholiehirne und hermetische Hirne und Diskurshirne mit fetten Windungen. Muntere Gescheithirne tummelten sich zwischen archetypischen, grauen Kolossen aus der Morgendämmerung der Menschheit. Hochgezüchtete Spezialisten wechselten ab mit den auf statistische Mittelwerte geeichten Durchschnittshirnen. Es gab biedere Sonntagsstaat- und liederliche Lotterhirne. Es gab vergeßliche Alzheimer-, fahrige Flatter- und hingeklotzte Protzhirne. Und sogar ein paar gordische Hirne konnte ich ausmachen, die so genannt werden, weil ihre Windungen bizarre Knoten bilden. Von bemerkenswerter Akkuratesse waren natürlich wieder mal die Konzepthirne. Es gab Trenderkennungshirne und Tragödenhirne, preziöse Ismenhirne und schrullige Quasihirne. Es gab gewissenhafte Methodenhirne, windschnittige Blitzmerker, geschönte Bilanzhirne und die mit den Krawallern verwandten Rabatzer. Es gab Hansdampf-in-allen-Gassen-Hirne. Es gab Hochgereckte-Meisterschalen-Hirne. Es gab L’État-c’est-moi-Hirne. Und es gab die hin- und hertaumelnden Tanz-und-Trance-der-Theoreme-Hirne. Es gab totale Hirne. Und es gab schimärische Hirne. Es gab Exakthirne. Und es gab Kalkülhirne. Und es gab Tamtamhirne. Und es gab Gagahirne. Und es gab Egalhirne. Und es gab fanatische Hirne. Es gab Hirne über Hirne, tausend verschiedene Arten von Hirnen – so weit das Auge reichte. Das ganze Tal war grau von Hirnen. Eine in der Hitze dampfende gigantische Masse.
Wir brauchten uns nicht abzusprechen. Nicht umsonst waren wir ein eingespieltes Team. Jeder wußte mit äußerster Präzision, was er zu tun hatte. Ich gab meinem gezähmten Reithirn die Sporen. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie Fred, Joe, Scotty, Mack, Sam, Jim und Bill es ebenso hielten. Wir ritten fächerförmig auseinander und auf die Hirne zu. Hoooh-hee! Das große Hirntreiben hatte begonnen.
Wert: 0,00000757 / Tendenz: steigend
Natürlich müssen die Hirne zunächst einmal zusammengetrieben und gezählt werden. Das ist harte, schweißtreibende Arbeit. Und außerdem haben wir ihnen das Zeichen einzubrennen. Drei Mann braucht es dazu, so ein Hirn am Boden zu halten, während sich ihm der vierte mit dem Brandeisen nähert. Die Hirne brüllen gepeinigt im Betawellenbereich und schlagen wie wild mit den Hypophysen und den stummeligen Rückenmarksfortsätzen um sich, was diesen Teil der Platine im Verlauf der Prozedur mehr und mehr zerwühlt. Die ganze Luft stinkt nach verbrannter Hirnsubstanz.
Das Brandzeichen hat die Form einer stilisierten Flamme. Das ist genauso einleuchtend wie schön. Ein Brandzeichen in Form einer Flamme – was für eine bezaubernde Idee. Gerade derartige Details sind es, die mir immer wieder beweisen, wie wunderbar unsere Welt gefügt ist. Alles paßt ineinander. Alles ist präzise aufeinander abgestimmt. Nichts ist dem Zufall überlassen oder gar unlogisch. Für Absurditäten oder überspannte Einfälle ist kein Platz. Maß und Zahl sind die Leitmotive unseres Lebens.
Natürlich müssen die Hirne zunächst einmal zusammengetrieben und gezählt werden. Das ist harte, schweißtreibende Arbeit. Und außerdem haben wir ihnen das Zeichen einzubrennen. Drei Mann braucht es dazu, so ein Hirn am Boden zu halten, während sich ihm der vierte mit dem Brandeisen nähert. Die Hirne brüllen gepeinigt im Betawellenbereich und schlagen wie wild mit den Hypophysen und den stummeligen Rückenmarksfortsätzen um sich, was diesen Teil der Platine im Verlauf der Prozedur mehr und mehr zerwühlt. Die ganze Luft stinkt nach verbrannter Hirnsubstanz.
Unter uns glitten die Hirne graziös über die in allen Regenbogenfarben schillernde Platine dahin und ästen Datengras. Ein Bild von wundersamer Schönheit. Es waren hingeduckte frühe Cro-Magnon-Hirne darunter und herrliche Einsteiner, aus denen immerfort hauchzarte, gazeartige Denkblasen blubberten, mit dem berühmten E = mc2 darinnen.